Kapitel 33: Success statt successor

An einem Montagmorgen im Industriegebiet fühlte ich mich noch einmal wie ein Juniorchef. Weit und breit nur Gebiet und keine Industrie. Der Bauunternehmer lud ein zum Spatenstich. Weit und breit nur Bagger und kein Spaten.

Und da stand ich nun als Junior neben dem Senior. WIR machten die bedeutendste Investition in der Geschichte des Unternehmens Domo. Jetzt wurde alles anders, größer, der Aufbruch war mit den Händen zu greifen. Alle waren aufgekratzt, sogar der Wind wehte ganz neu in Kassel-Waldau. Da standen sie nun, Vater und Sohn, etwas verband sie, sie konnten nur nicht sagen, was. Sie umarmten sich nicht, es gab kein Foto, sie hatten keine Helme auf dem Kopf. Und doch waren sie verbunden über eine größere Kraft. DNA.

Wir beide wussten, dass es nur noch im Außen so war. Der Junior hatte sich längst entschieden, nicht zum Chef zu werden. Successor wurde er nicht, suchte seinen Success ganz woanders. Ohne die Menschen, die ihn später an der Tankstelle ansprechen würden und ihm den eigenen, persönlichen Erfolg ohne Papa-Förderung nicht so recht glauben wollten. Der Hans im Glück musste auf Wanderschaft gehen, die Tauschgeschäfte eingehen, den Mühlstein im Brunnen verschwinden lassen und zufrieden in die Sonne schauen. Dieses Grimm-Märchen zur Einweihung seiner Praxis vorlesen, der Vater stand daneben.

Wir sprachen nie explizit über die »Nachfolge«. Eher, dass ich ins Unternehmen könnte. Wollte mein Vater keinen Nachfolger oder wollte er nicht, dass ich in den Zwang gerate, mich entscheiden zu müssen. Die Freiheit der Entscheidung verliere?

Auf einer der Baumessen trafen wir einen Junior, der das Unternehmen seines Vaters verlassen hatte, dieselben Produkte nun unter seinem Namen verkaufte. Begeistert davon erzählte, ein selbst gedrehtes Video mit Mini-Bildschirm am Stand präsentierte. Mein Vater hörte zu, war freundlich. Auf dem Rückweg zum eigenen Messestand sagte er mir deutlich, dass es so nicht geht, dass dieser Junior keine Chance hätte. Dass er Mitleid hat. Was war die Botschaft für mich?