Achtzehn Jahre nach meiner Entscheidung, nicht Nachfolger im heimischen Familienunternehmen zu werden, stand ich an einer freien Tankstelle in unserem Viertel Vorderer Westen.
Neben mir tankte ein älterer Herr, hängte die Tankpistole ein. Drehte sich um und sagte zu mir: »Ihr Vater hat alles falsch gemacht mit Ihnen.« Ich erkannte den damaligen Leiter der Angebotsabteilung. »Sie hatten noch nicht einmal ein richtiges Büro. Hätten Sie ein Büro gehabt, Sie wären geblieben, Sie hätten durchgehalten.« Das beschäftigte ihn seit Jahren, weit hinein in seine Pensionierung. Die Verbindung zu mir in Gedanken würde wohl lebenslang halten. In seiner Erinnerung war ich der verlorene Sohn.
Dieser Pensionär war mit seiner Meinung allein. Andere Führungskräfte und Mitarbeitende können mir bis heute nicht verzeihen, dass ich mich nicht auf den Stuhl meines Vaters gesetzt habe. Sie schauten demonstrativ in die andere Richtung, sie wechselten die Straßenseite. Die Reihen hatten sich in den letzten Jahren merklich gelichtet, vielleicht war der Ärger mit der Altersweisheit (oder der Demenz) verschwunden. Es gab so gut wie keine Weggucker und Bürgersteigwechsler mehr. Auch der tankende Abteilungsleiter war schließlich gestorben.
Ich habe Wirtschaftswissenschaften studiert, ich habe drei Jahre in der Firma gearbeitet, ich bin der Erstgeborene. Ich lache wie mein Vater. Auf den Patriarchen, der sich kümmert, folgt ein Patriarch, der sich weiter kümmert. So geht es immer weiter. In den Gedanken der Mitarbeitenden bleibt einer an der Spitze und sorgt für Kontinuität.
So ging es fast immer.