Über Pferdeäpfel und Kletterer

Was sprechen die Besucher eigentlich während der documenta? Der Kasseler Coach Dr. Andreas Knierim ergründet das gerade – und schreibt rund um ein Zitat jeweils Geschichten.


Was sprechen die Besucher eigentlich während der documenta? Der Kasseler Coach Dr. Andreas Knierim ergründet das gerade – und schreibt rund um ein Zitat jeweils Geschichten. Warum? Weil er mit der documenta aufgewachsen ist und weil er es mag, Figuren zu entwickeln. Was aber beobachtet er? Was sagen die Leute? Ein Gespräch über Zitate.

Herr Knierim, Sie beobachten die Besucher der documenta und schnappen auf, was sie so sagen. Haben Sie schon ein Lieblingszitat?

KNIERIM: Es gibt viele schöne Zitate. Am Sonntag zum Beispiel sind die Reiter mit ihren Pferden aus Athen am Parthenon angekommen. Das war eine tolle Kulisse. Als alles vorbei war, sagte eine Frau zu einer anderen Frau: „Ich hab übrigens ein Bild von der Scheiße.“ Dabei deutete sie auf die Pferdeäpfel am Boden.

Immerhin meinte sie nicht die Kunst.

KNIERIM: Das stimmt. Der documenta- Chorist Alfred Hohmann hat mir erzählt, wie jemand beim Blick auf den rauchenden Zwehrenturm meinte: „Da oben kocht eine Knorr-Suppe.“ Er hatte gerade erfahren, dass der Künstler dieses Projekts Daniel Knorr heißt. Ansonsten wurde mir von dem Jungen berichtet, der mit seiner Mutter aus der Wohnung des ehemaligen Leder Meid kam und fragte: „Mama, können wir jetzt mal was Schönes machen?“ Kinder sind sowieso mit die besten Kommentatoren. Es macht Spaß, sie auf der documenta zu beobachten.

Was machen die Kinder denn so?

KNIERIM: Sie haben keine Berührungsängste. Das zeigt sich zum Beispiel am Holzgerüst von Olaf Holzapfel in der Aue. Die Kinder fragen dann einfach ihre Eltern, ob sie darauf klettern können. Und die Eltern sind immer ganz verunsichert, weil sie es nicht wissen.

Fernab der Kinder: Lassen sich die documenta-Besucher in verschiedene Gruppen einteilen?

KNIERIM: Durchaus. Ganz schlimm war es an den Preview- Tagen – also an den Tagen, an denen die Experten vorab die Kunstwerke betrachten durften. Die Experten zeichnen sich dadurch aus, dass sie alles in ganz langen Sätzen kommentieren und erklären und am Ende niemand mehr weiß, wie diese Sätze eigentlich angefangen haben und was sie eigentlich meinen. Das ist für einen Zitatensammler mitunter sehr langweilig. Spannend wird es jetzt erst.

Das ganze Interview finden Sie im Pdf-Dokument.

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